PostHeaderIcon Universitäten im 19. und 20. Jahrhundert

Während sich bisher die Universitäten darauf beschränkt hatten, Wissen an Studenten zu vermitteln und es somit zu erhalten, so wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend damit begonnen, zu Forschen. Dieses Bildungsideal ist bis heute erhalten geblieben, sodass nicht mehr die Vermittlung von bestehendem Wissen im Vordergrund steht, sondern die Vermittlung von Lehrmethoden, wie Wissen erworben und produziert werden kann. Ebenfalls wurde in dieser Zeit des Umbruchs eine Neustrukturierung der existierenden Fakultäten vorgenommen, welche sich von nun an in Wirtschaftswissenschaften, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Staatswissenschaften trennten.

Um das Ideal der Forschung weiter zu transportieren, wurden Seminare eingerichtet, die sich zunehmende Beliebtheit erfreuten. Hier konnten Studenten – anders als in Vorlesungen – praktische Übungen durchführen und somit ihr Wissen anwenden. Diese praxisnahe Ausbildung war besonders in medizinischen Fächern wichtig, da hier nicht nur das Wissen, sondern auch die Anwendung des Wissens ausschlaggebend für einen späteren Erfolg im Beruf war. Ebenfalls erfreute sich an diesem gedanklichen Umbruch die Frauenwelt, welche bislang von der frauenfeindlichen Ausbildungspolitik der Universitäten zum Studium nicht zugelassen worden waren. In Zürich wurden ab den 1860ern auch Frauen für ein Studium zugelassen, die erste Frau promovierte sechs Jahre später. Bei den Studentinnen handelte es sich überwiegend um Russinnen, welche vom Studium im ihrem Heimatland kategorisch aufgrund ihres Geschlechts ausgeschlossen worden waren. Die Universitäten machten die Erfahrung, dass Frauen gelehrige und gute Studentinnen waren, sodass die Zulassungspolitik bald überdacht wurde und sich das Hochschul- bzw. Universitätsstudium auch bald für Frauen in ganz Deutschland eröffnete. Während heutzutage fast die Hälfte aller Studierenden weiblich ist, ist jedoch ein geschlechterspezifischer Trend in der Fächerwahl erhalten geblieben. Frauen bevorzugen Sprachen, medizinische oder biologische Fächer, wohingegen Männer meist in Mathematik und Physik anzutreffen sind.

Trauriger Weise waren es die Studenten der deutschen Universitäten, welche nach dem Ersten Weltkrieg im Nationalsozialismus die Zukunft ihres Landes sahen. Feinselig eingestellt gegenüber der Weimarer Republik gehörten sie zur größten Wählerschaft der Nazis, welche schon bald die Macht übernehmen konnten und einen Großteil der Lehrenden aus den Universitäten vertrieben, um sie durch ihre eigenen nationalsozialistischen Dozenten zu ersetzen. Dies brachte die Universitäten bald um ihre hart erkämpfte Autonomie, denn fortan wurden an Universitäten die politischen und ideologischen Ideale durch die Lehrkörper vorgegeben und somit die deutsche nationalsozialistische Elite aus den jungen Studierenden geprägt – eine Mitschuld, die sich das deutsche Universitätswesen bis heute von verschiedenen Gelehrten vorwerfen lassen musste.

 

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